An dieser Stelle berichten wir im Vierteljahresrhythmus darüber, was sich in der Natur vor Ihrer Tür tut und was es in Friedrichshain-Kreuzberg zu entdecken gibt. Außerdem informieren wir Sie über die Arbeit der Stadtnatur-Rangerinnen Johanna Davids und Kristina Roth und deren aktuelle Termine.
Sie erinnern sich? Im Viktoriapark gibt es tatsächlich Erdkröten und Grasfrösche. Und in diesem Frühjahr starteten unsere Amphibien dank einer sehr guten Zusammenarbeit zwischen dem Grünflächenamt, den Berliner Wasserbetrieben, der Unteren Naturschutzbehörde und uns Rangerinnen in eine gute Saison. Ein sprudelnder Wasserfall sorgt für ausreichend Sauerstoff in der Brunnenanlage und auch das oft feuchte Wetter machte es den Amphibien in diesem Jahr etwas leichter als in den sehr trockenen Vorjahren.
Mittlerweile sind aus den Kaulquappen winzige Frösche und Kröten, sogenannte Metamorphlinge geworden, die das Wasser in Richtung ihres Landlebensraumes verlassen. Daher ist jetzt Vorsicht geboten und am besten betreten Sie die Wiesen rund um die Brunnenanlage gerade nicht. Allzu groß ist die Gefahr, die jungen Amphibien zu übersehen.
An dem kleinen Teich im Tiergehege, der von den Mitarbeitenden liebevoll gepflegt wird, hat sich ein anderes alljährliches Verwandlungsschauspiel vollzogen: Aus etwas außerirdisch anmutenden Larven sind wundervolle Libellen geschlüpft. Die Larven der Blaugrünen Mosaikjungfer leben etwa zwei Jahre im Wasser und ernähren sich räuberisch. Selbst die Kaulquappen der Grasfrösche, die ebenfalls in dem kleinen Teich laichen, sind vor ihnen nicht sicher. Aber Grasfrösche legen genug Eier, sodass auch hier Jungtiere das Wasser verlassen konnten. An den wassernahen Pflanzen zeugen die zurückgelassenen letzten Häute (Exuvien) der Libellenlarven von einem stillen aber sehr beeindruckenden Naturschauspiel.
Besonders freute uns der Eulennachwuchs in diesem Jahr. Neben Waldkäuzen bietet unser Bezirk auch Waldohreulen ein Zuhause. Nahe einem Schulhof auf Alt-Stralau wuchsen zwei junge Waldohreulen unter den begeisterten Blicken der Kinder und Lehrer:innen heran. Wir Rangerinnen durften sie als fast erwachsene Eulen noch einmal bewundern, bevor sie sich in ihr selbstständiges Waldohreulenleben aufgemacht haben. Wie bereichernd die Tiere für Groß und Klein an der Schule waren und dass ein Miteinander für alle funktionieren kann, konnten wir bei einem Besuch an den leuchtenden Augen und den begeisterten Erzählungen der Menschen und an den prächtigen Jungvögeln erleben.
Der Sommer ist die Zeit der Insekten. Dort, wo Wildpflanzen wachsen und blühen dürfen, gibt es einiges zu entdecken. Besonders die Schafgarbe und die wilde Möhre ziehen Insekten magisch an. Heimische Wildpflanzen sind für Insekten besonders wichtig. Durch Jahrtausende langes Zusammenleben sind sie perfekt aneinander angepasst. Wer Insekten beobachten will, sollte die Lieblingspflanzen auf jeden Fall kennen. Auf der von der Unteren Naturschutzbehörde angelegten Wildblumenwiese im Volkspark Friedrichshain lässt sich eindrucksvoll erleben, wie die Insektenvielfalt im Vergleich zu der benachbarten „Yogawiese“ zugenommen hat.
Betrachtet man den Nachwuchs von Blesshühnern, wundert man sich, warum ausgerechnet das „hässliches Entlein“ Einzug in den Sprachgebrauch gefunden hat. Den Blesshuhneltern macht das aber nichts aus. Hingebungsvoll kümmern sie sich im Volkspark Friedrichshain und anderswo um ihre voraussichtlich letzten Jungen für dieses Jahr, die sich binnen weniger Wochen in ansehnliche Jungvögel verwandeln.
Apropos Großer Teich im Volkspark Friedrichshain: Dort ist dieses Jahr eine sehr helle Mandarinenente geschlüpft und nun fast erwachsen. Man spricht hier von Leuzismus. Oft haben es solche Tiere schwerer zu überleben, nicht zuletzt, weil sie auffälliger sind und so leichter zur Beute werden. Es bleibt spannend, ob und wie diese Ente mit Wiedererkennungswert ihr Leben am Teich verbringen wird.
Übrigens darf hier am großen Teich auch der zweite Baum, der mittlerweile von der kleinen Insel ins Wasser gestürzt ist, dort verbleiben und so zu mehr Strukturreichtum in diesem künstlichen Gewässer beitragen. Diese Bäume werden von den Wasservögeln gern als Ruheplatz und vom Graureiher als Jagdansitz auf die kleinen Fische im Teich genutzt. Und wer lang genug die Wasseroberfläche beobachtet, entdeckt auch hier eine Vielzahl kleiner Libellen, die jagen oder sich auf einem Blatt ausruhen.
Rangersprechstunde im Görlitzer Park
Wir stehen Ihnen für naturschutzfachliche Fragen zur Verfügung, geben Do-it-yourself-Tipps und informieren Sie über unsere Tätigkeit als Stadtnatur-Rangerinnen.
Wann: Jeden 1. Mittwoch im Monat (August-Oktober), 15 – 17 Uhr
Wo: Am Bauwagen des Parkmanagements vor Haus III/Spielwagenwiese (ehem. Pamukkale)
Sie möchten mehr über uns als Stadtnatur-Ranger erfahren und das Projekt näher kennenlernen? Schauen Sie auf unserer Website vorbei oder informieren Sie sich auf Facebook!
https://www.stadtnaturranger.de/
https://www.facebook.com/stadtnaturranger
Eine Übersicht aller Veranstaltungsangebote der Stadtnatur-Ranger-Teams finden Sie unter
https://www.umweltkalender-berlin.de/anbieter/details/2422
Sprechen Sie uns auch gerne an, wenn Sie Fragen haben. Und vor allem: Genießen Sie die vielfältige Natur in unserer Stadt!
Ihre Johanna Davids und Kristina Roth
Stadtnatur-Rangerinnen Friedrichshain-Kreuzberg