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Gärtnernde Menschen auf einem öffentlichen Beet mit Totholz und noch nicht gepflanzten Stauden

Öffentliche Grünflächen naturnah gestalten – ein Beispiel aus der Straßmannstraße

Koordinierungsstelle Umweltbildung
Pflanzaktion in der Straßmannstraße
Anne Käsinger

In der Straßmannstraße in Friedrichshain wurden 2023 Parkplätze entsiegelt, wodurch zwei Baumscheiben vergrößert werden konnten. Die kleinere ist nun 30m² und die größere 60m² groß. Beiden lagen bis vor kurzem einfach brach.

Straße mit parkenden Autos und Straße mit größerer Baumscheibe
Links vor und rechts nach der Entsiegelung

Die Initiative Grüner Richard-Sorge-Kiez hatte die Idee, die Flächen in eine lebendige, naturnahe Oase zu verwandeln die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Artenvielfalt leistet. Durch die gezielte Begrünung mit heimischen Stauden und die Schaffung vielfältiger Lebensräume durch Totholz und Steine, wollte die Initiative eine Umgebung schaffen, die Insekten, Vögeln und anderen Tieren neuen Lebensraum bietet und gleichzeitig die Lebensqualität der Anwohner:innen erhöht.

So hat sich die Initiative um Fördermittel bemüht und konnte Dank der „Mittel für Freiwilliges Engagement in Nachbarschaften“ des Bezirksamts Friedrichshain-Kreuzberg mit der Umsetzung beginnen.

Die Lebendige Stadtgärtnerei hat bei der Planung, Beschaffung und Umsetzung unterstützt. Die Bepflanzung der Beete wurde im Rahmen eines Workshops durch die Lebendige Stadtgärtnerei vorgenommen. Anwohner:innen und andere Interesssierte waren am 19. Mai 2024 eingeladen, ihren Kiez aktiv mitzugestalten bzw. das erlernte Wissen mit in ihre Kieze zu tragen.

Wir haben hier unsere Arbeitsschritte zusammengefasst – vielleicht unterstützt es ja andere Projekte in der Planung ihrer Vorhaben.

Vorbereitung des Bodens

Obwohl die Fläche erst frisch entsiegelt war, war der Boden sehr verdichtet und zu nährstoffreich für heimische Stauden. Um diesen zu verbessern, haben wir eine etwa 10 cm hohe Schicht eines saatgutfreien Sand-Kies-Gemischs ausgebracht. Dies diente dazu, den Boden abzumagern, unerwünschte Beikräuter zu unterdrücken, die Drainage zu fördern und die Wurzelbildung anzuregen. Am Rand der Baumscheiben haben wir eine ca. 10 cm tiefe Mulde ausgehoben und mit dem Sand-Kies-Gemisch befüllt, damit Wasser hier noch besser versickern kann und in keinem Fall auf den Gehweg tritt. Eine thermisch behandelte und somit saatgutfreie Kompostschicht haben wir dann mit dem Sand-Kies-Gemisch vermischt und die Fläche planiert, wobei die Mitte etwas höher gestaltet wurde als der Rand.

Baumscheibe mit einer ausgehobenen Mulde am Rand
ausgehobene Vertiefung am Rand
Sand liegt in kleinen Hügeln auf dem Beet
Anlieferung des Sand-Kies-Gemischs
Sand verteilen
Frau mit Schubkarre bringt Kompost
Kompost auftragen
Erde und Sand wird mit einer Schippe vermischt
Sand und Kompost Schichten mischen
Frau glätte mit Harke die Erde
Fläche mit Harke planieren

Vielfältige Lebensräume schaffen

Zur Schaffung vielfältiger Lebensräume und als visueller Akzent haben wir verschiedene Totholzelemente integriert. Hochkant stehende Stämme, am Boden liegende Stämme, größere Steine und Steinhaufen mit Hohlräumen sowie dazwischen gepflanzte Stauden bieten zahlreichen Tieren Unterschlupf. Die Initiative kann im Anschluss noch in die stehenden Hartholzstämme vorsichtig Löcher bohren, sodass in Holz nistendende Wildbienen hier nisten können.

zwei Männer setzen Stämme in ein Loch im Boden
Stämme werden aufgestellt
Liegende Stämme und kleine Steinhaufen
Hohlräume zwischen Steinen und Totholz bieten vielfältige Lebensräume
Liegende Stämme, stehende Stämme, Steine und Stauden
Das fertige Totholzelement

Beetbegrenzung

Als Beetbegrenzung haben wir insbesondere an die Ecken Baumstämme gelegt. Sie dienen nicht nur als physische Abgrenzung, sondern bieten auch wertvolle Lebensräume für verschiedene Kleintiere und Insekten. Zudem wirken sie als natürliche „Schwämme“: Sie saugen sich bei Regenfällen mit Wasser voll und geben dieses in Trockenzeiten langsam wieder ab. Diese Eigenschaft unterstützt die Wasserversorgung der Pflanzen und trägt zur Stabilisierung des Mikroklimas in der Umgebung bei.

gestapelt Baumstämme
Beetbegrenzung mit Baumnstämmen

Pflanzen und säen

Insgesamt haben wir 412 Wildstauden von 19 verschiedenen heimischen Arten gepflanzt. Pro Quadratmeter wurden etwa 5 Pflanzen angesetzt. Bei größerem Budget, hätten wir 8-10 Pflanzen pro Quadratmeter geplant. Die Stauden haben wir in kleinen Gruppen gepflanzt, um mehr Struktur zu schaffen. Ergänzt haben wir die Pflanzung mit heimischem Saatgut: Eine wärmeliebende Mischung für das große Beet und eine schattenverträgliche Mischung für das kleinere Beet. Zudem haben wir auf beiden Flächen eine einjährige Schmetterlingsmischung ausgesät, damit auch schnell etwas blüht.

Für die Aussaat haben wir das Saatgut mit trockenem Quarzsand gemischt, um es besser verteilen zu können. Nah über dem Boden (damit es nicht vom Wind weggetragen wird) haben wir das Saatgut mit flachen Wurfbewegungen verstreut und anschließend festgetreten, um guten Kontakt zur Erde herzustellen. Nach der Aussaat haben wir den Gehweg gereinigt, und anschließend die Fläche gründlich angegossen. Dabei haben wir mehrere Runden mit der Brause gedreht und darauf geachtet keine Pfützen zu erzeugen, damit das Saatgut nicht weggeschwemmt wird.

Jungpflanzen in Kästen neben dem Beet
Das Beet ist bereit bepflanzt zu werden.
Jungpflanzen stehen in Töpfen auf dem Beet
Zuerst verteilen wir die Pflanzen auf der Fläche.
gestapelte Töpfchen der Stauden
...wir nehmen die Pflänzen aus ihren Töpfchen...
Mann und Kind pflanzen Stauden
...und setzen die Stauden ins Beet.
Kinder und Erwachsene sind auf dem Beet und setzen die Stauden
So viele fleißige Hände helfen!
Saatgut in einer Schale
Das Saatgut wiegen wir genau ab.
Eimer mit Saatgut-Sand-Gemisch
Mit Quarzsand vermischt bringen wir es auf der Fläche aus.
Bild von oben auf Schuhe, die die Erde festtreten
Wir treten das Saatgut etwas fest.
Mit einer Brause wird das Beet angegossen.
Und gießen alles gut an.
Das fertige Beet nach der Pflanzaktion
Geschafft für heute! Jetzt muss nur noch die Saat aufgehen.

Weitere Pflege

In den kommenden fünf Wochen soll die Fläche einmal pro Woche tiefgründig gewässert werden, damit die Saat aufgeht und die Stauden gut anwachsen. Danach wird Gießen nur noch in Dürreperioden notwendig sein. Um eine Vergrasung zu verhindern, sollen Gräser entfernt werden, bevor sie sich aussamen können. Im Herbst lassen wir die Blütenstände und Stängel stehen und werden nur einen ca. 80cm breiten Akzeptanzschnitt um das Beet vornehmen, damit keine Pflanzenteile auf die Gehwege fallen. Im Frühjahr soll die Fläche dann in zwei Etappen gemäht werden, um den Insekten Zeit zum Umsiedeln zu geben.

Mögliche Weiterentwicklungen

Für die zukünftige Entwicklung der Fläche gibt es bereits erste Ideen. Im Spätherbst oder Winter könnten Blumenzwiebeln gesteckt werden, etwa 15-20 pro Quadratmeter. Zudem könnten kleine Sträucher in mehreren Dreiergruppen gepflanzt und große Kieselsteine (50-120 kg) in ungleichmäßigen Gruppen an den Ecken verteilt werden, um das Habitat weiter zu bereichern und zu verhindern, dass Menschen über die Ecken Wege abkürzen.

Mitmachen

Die Initiative „Grüner Richard-Sorge-Kiez“ plant noch weitere Begrünungsaktionen und freut sich über Mitstreiter:innen. Interessierte dürfen sich gerne unter melden.
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