Pflanzen des Bezirks #4

Katja Frenz, Umwelt- und Naturschutzamt
Die gemeine Hängebirke
Katja Frenz

Die Hängebirke – ein kälteresistentes Sonnengenie

Nur 77 der rund 16.000 Straßenbäume in Friedrichshain-Kreuzberg sind Birken, in ganz Berlin sind es 13.559. Damit machen dien Birken nur etwa 3 Prozent der Berliner Straßenbäume aus. Obwohl die Birke als Pionierbaum sehr anspruchslos und wachsend auf jedem Boden ist, eignet sie sich als Straßenbaum weniger, da die Baumscheiben oft zu wenig Raum für die Flachwurzler bieten. In Städten findet man sie häufig in Parks, an Gleisen, Brachen und häufig auch in Uferbereichen. Einen besonderen Birkenhain gibt es in Friedrichshain auf dem Spielplatz in der Böcklinstraße. Der Spielplatz wird in diesem Jahr neu gestaltet. Der Birkenhain bleibt bestehen.

Zur Familie der Birkengewächse gehören neben den Birken auch Erlen, Haseln und Hainbuchen. Weltweit gibt es 40 Birkenarten. Die Weißbirke finden wir hauptsächlich in Europa: von Sizilien bis über den Polarkreis hinaus nach Norwegen und Schweden, aber auch in Sibirien. In Deutschland sind nur die Hänge- und Moorbirke heimisch.

Sie ist mit bis zu 20 Metern Höhe und 15 Metern Breite in der lockeren schlanken Krone ein großer Baum, wird aber nur etwa 80 Jahre alt. Besonders in ihrer Jugend wächst sie schnell. Mit zehn Jahren ist sie schon über fünf Meter hoch. Sie verfügt über ein Herzwurzelsystem mit sehr flach streichenden Wurzeln und vielen Feinwurzeln in der obersten Bodenzone. Ihr weiß-grauer Stamm dient ihr als Sonnenschutz, ihre Borke ist an der Basis tief gefurcht und sie gilt als sehr kälteresistent.

Die Hängebirke hat eine aggressive Technik entwickelt, um sich in der Konkurrenz um das Sonnenlicht gegen andere Baumarten durchzusetzen: Die durch den Korkwarzenbesatz wie Schleifpapier wirkenden schlaff hängenden Zweiglein schleifen bei Windeinwirkung stetig und effektiv regelrechte Schneisen in die Baumkronen dicht benachbart stehender Bäume anderer Arten. Ihre Blätter treiben früh aus und ihre Früchte blühen bereits im März/April. Ihr kleiner, leichter Samen wird vom Wind in große Entfernungen getragen. Sie ist oft mehrstämmig und ihre Seitenäste sind lang überhängend.

Die Birke geht mit zahlreichen Pilzarten eine Symbiose ein. Dazu zählt auch der wunderschön gefärbte Fliegenpilz. Die Pilze leben in Gemeinschaft mit den Bäumen und unterstützen sich gegenseitig. Der Baum liefert ihnen Zuckerlösungen aus der Photosynthese und Pilze versorgen den Baum mit Bodennährstoffen wie Stickstoff. Durch ihr riesiges Geflecht im Boden lösen Pilze viel mehr Nährstoffe aus dem Boden, als es Bäume durch ihre Wurzeln können.

Die Birke ist ein Symbol für Frühling, Jugend und Fruchtbarkeit. Traditionell stellen viele Dörfer, Städte, Gaststätten oder Gartenbesitzer zum 1. Mai ein Birkenbäumchen auf. Das Symbol der Hoffnung, des Lichtes und der Liebe läutet den Frühling ein. In manchen Regionen stellt der Verehrer in der ersten Mainacht ein geschmücktes Birkenbäumchen im Garten oder auf dem Balkon der Liebsten auf. Je schöner der Schmuck des Baumes, desto größer sei die Liebe. Doch Vorsicht! Wer drei Jahre in Folge derselben Frau ein „Maierl“ schenkt, muss diese heiraten.

Bild: Marita Meyer

Lebensraum Birke – Fauna

Eine Birke dient Studien zufolge, bis zu 570 verschiedenen Insektenarten Raum zum Leben. 32 Vogelarten ernähren sich u.a. von den Birkenfrüchten und Bienen fliegen gerne die Kätzchen an.

Eine Käferart ist der Birken-Blattroller, der den vorderen Teil der Blattspreite in einen kunstvolles, tütenförmiges „Päckchen“ umbaut, in das er seine Eier ablegt. Eine auffallende spezialisierte Art ist die Große Birkenblattwespe. Die Birkenwanze kommt zwar auch an anderen Laubbäumen vor, ist aber auf Birke besonders häufig. Diese Art kann dem Menschen bei Massenflügen im Herbst gelegentlich lästig werden. Vogelarten mit einer gewissen Bindung an die Birke sind Birkenzeisig und Polar-Birkenzeisig.

Das städtische Birkensterben

Zwei Dinge mag die Birke nicht: Nasse Füße und Trockenstress. Der Klimawandel bringt beides mit sich. Winter und Frühling sind oftmals zu warm, der Niederschlag erfolgt durch extremen Starkregen und im Sommer folgen zudem wochenlange Hitze- und Trockenperioden. Die Birken können keine Reservestoffe aufbauen und einlagern und sterben langsam ab. Die Bodenbedingungen für Straßenbäume in zu kleinen Pflanzlöchern, umgeben von Asphalt, führen dazu, dass bei Regen die Wurzeln nicht durch Versickerung erreicht werden und stattdessen gleich über die versiegelten Flächen in die Kanalisation abläuft. Zudem sind die Temperaturen in der Stadt durch fehlenden Luftaustausch, aufgeheizte Straßen und Hausfassaden höher. Damit gefährden die geschwächten Bäume die Verkehrsicherheit durch abbrechende Äste und umfallende Bäume. Neben künstlicher Bewässerung und Baumpatenschaften bzw. Unterstützung durch nachbarschaftliche Gießgruppen als Erste Hilfe benötigen die Stadtbäume fürs Überleben künftig größere Pflanzlöcher und mehr unversiegelte Flächen.

Bild: Katja Frenz

Text: Katja Frenz, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, Umweltbildung

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