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Pflanzen des Bezirks

Entdecke die lokale Flora in Friedrichshain-Kreuzberg

Übersicht

Texte bereitgestellt von: Katja Frenz, Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin, Umweltbildung

Der gemeine Efeu

Friedrichshain-Kreuzberg ist als Innenstadtbezirk nicht unbedingt für seine Natur bekannt. Doch trotz der dichten Besiedlung bietet der Bezirk Habitate für Flora und Fauna. Jeden Monat stellen wir ab sofort eine Pflanze vor, die in Xhain zu finden ist. Den Anfang macht im Februar der Efeu.

„Zwischen all den Gebäuden, Straßen und anderer Infrastruktur der Innenstadt ist die Natur bei uns im Bezirk nicht immer auf den ersten Blick sichtbar. Wenn wir ein bisschen genauer hinschauen, können wir feststellen, dass es auch bei uns Biodiversität gibt. Dabei sind manche Arten bekannter und sichtbarer als andere. Als Stadtkinder kennen wir uns häufig besser mit dem Streckennetz des ÖPNV aus als mit Tieren und Pflanzen, die uns umgeben. Darum möchten wir mit Hilfe des Umweltamtes und der Stadtnaturranger*innen nun jeden Monat ein Tier und eine Pflanze als Xhainer*in des Monats vorstellen“, erklärt Umweltstadträtin Clara Herrmann.

Der Gemeine Efeu (Hedera Helix) ist wichtige Nahrungsquelle für heimische Insekten und Wintervögel. Die immergrüne Gehölzpflanze klettert an Bäumen und Gebäuden und deckt Böden großflächig ab. Er blüht spät von September bis Oktober und stellt für Schwebfliegen, Bienen, Wespen und Schmetterlinge, wie den Admiral, die letzte Nahrungsquelle vor dem Winter dar. Von Februar bis April erreicht der Efeu seine Fruchtreife, so dass Wintervögel die kleinen reifen dunkel-violetten Früchte bei dem geringen Nahrungsangebot im Winter verzehren.

Rotkehlchen und Amsel oder auch Stare freuen sich über die Beeren der Futterpflanze. Darüber hinaus bietet der Efeu auch an Hausfassaden gute Verstecke und das Blattwerk geschützte Orte zum Bau von Vogelnestern für frei brütende Vögel wie Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Zilpzalp, Schwanzmeise, Ringeltaube und Eichelhäher und dient als Fledermausquartier.

Achtung! Für Ziervögel und uns Menschen sind sämtliche Teile des Efeus giftig! Ein Extrakt aus Efeublättern kennen wir dennoch als zu Hustensaft hergestelltes Heilmittel aus der Apotheke. Die Langlebigkeit von Efeu und die immergrünen Blätter waren bereits im Alten Ägypten ein Symbol für ewiges Leben oder auch die Ewigkeit. Daher ist er auch bei uns eine beliebte Friedhofspflanze. Die Friedhöfe im Bezirk spielen eine besondere Rolle für die Stadtnatur und das Klimamanagement des Bezirks.

Efeu rankt an Holz im Schnee
Grüner Efeu im Winter (Bild: BA Friedrichshain-Kreuzberg)
Biene an Heidekrautblüten
Biene an Heidekrautblüten (Bild: Elisabeth Simmon)

Die Schneeheide

Die Schneeheide (Erica carnea), auch Winterheide oder Frühlingsheidekraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Heidekräuter aus der Familie der Heidekrautgewächse.

Wild gedeiht sie in den Gebirgen West-, Mittel- und Südosteuropas und bildet in ihrer eigentlichen Heimat als Zwergstrauch mit immergrünen, nadelförmigen Blättern ausgedehnte Bestände. In Friedrichshain-Kreuzberg werden sie Zierpflanzen als Frühblüher in vielen Parks und halbschattigen Innenhöfen als ideale Bodendecker verwendet. Dort dienen sie unseren (Wild)Bienen bereits im Vorfrühling von Januar bis April als wichtige Nahrungsquelle. So labt sich auch die Holzbiene gerne am Nektar der traubigen nickenden Blütenstände.

Die Blütenknospen bildet sie bereits im Herbst des Vorjahres aus. Bestäubt wird sie von Tagfaltern wie dem Weißling, Honig- und Wildbienen.

Viele der 600 vorkommenden Arten sind weder winterhart noch als Insektennahrung geeignet. Die Schneeheide hingegen hat einen einheimischen Status und einen hohen Nektar- und Pollenwert. Sie bietet neben anderen Frühblühern wie Blaustern und Krokus Nahrung für die Frühaufsteher unter den Insekten.

Die Schneeheide gilt auch als Futterpflanze für die Raupen des Heidekrauteulchens und des Heidekraut-Blütenspanners .

Die Schneeheide lebt in Symbiose mit einem Wurzelpilz. Aus diesem Grund muss sie mitsamt der (Topf)erde eingesetzt werden, damit der für die Schneeheide überlebenswichtige Pilz erhalten bleibt.

Ist es sehr trocken, spaltet sich die Fruchtwand der Kapselfrüchte, die in der Blütenkrone verborgen sind, auf, wirken als Windstreuer und die sehr kleinen, zahlreichen Samen breiten sich als Körnchenflieger aus.

Leider ist das fast überall verkaufte Heidekraut für Bienen und Hummeln völlig nutzlos, denn es sind sogenannte Knospenblüher. Beim Kauf sollte daher immer darauf geachtet werden, dass es eine Wildform der Staude ist.

Der gemeine Löwenzahn - findet immer einen Weg!

Kreuzberger wildes Pflänzchen: Der gemeine Löwenzahn ist ein wahrer Überlebenskünstler mit zahlreichen Begabungen. Ihm reicht ein wenig Straßenrand, eine Pflaster- oder Mauerritze, um zu erblühen und damit ist er auch bei uns mitten in der Stadt überall präsent.

Der Löwenzahn verdankt seinen Namen den Zacken, die wie Zähne seine Blätter säumen. Doch wirklich bissig ist die Wildpflanze nicht – im Gegenteil: Er wird seit Jahrhunderten als Heilkraut genutzt und als reife Pusteblume fasziniert er Kinder und Erwachsene seit jeher.

Wo Löwenzahn wächst, hat der Boden einen hohen Nährstoffgehalt und ist sehr stickstoffhaltig. Das ist allerdings ein ungünstiger Zustand, wenn man eine hohe Artenvielfalt anstrebt.

Botanisch gesehen, ist der Löwenzahn schwer durchschaubar. Es gibt sehr viele Arten. Und selbst die „Pusteblume“, also der Gewöhnliche Löwenzahn und blüht von April-Juni, ist eigentlich ein Konglomerat von Arten. Er gehört zur großen Korbblütengewächs-Familie.

Pusteblume ist eine Bezeichnung für reife Korbblütler wie dem Löwenzahn nach Ausbildung der Flugsamen, Schirmchen mit kugelähnlichem Fruchtstand, die nach dem Verblühen in filigrane Federkugeln aus 200 bis 400 zarten Flugapparaten werden– die für Kinder geradezu unwiderstehlichen, „magischen“ Pusteblumen.

Löwenzahn wächst auf Wiesen und Weiden.In Mitteleuropa ist er ein häufiges Wildkraut auf Wiesen, an Wegrändern und in Gärten. Als Ruderalpflanze besiedelt er schnell Brachflächen, Schutthalden und Mauerritzen. Auch wird der Löwenzahn als diejenige Wiesenpflanze bezeichnet, die als einzige resistent ist gegen Unkrautvernichtungsmittel. Sie erscheint demnach auch als Symbol des Widerstandes. Eine einzelne Pflanze kann, wenn sie mehrfach zur Blüte kommt, über 5.000 Samen im Jahr produzieren.

Die ZDF-Umweltbildungsserie „Löwenzahn“ (1979-2021, bis 1981 „Pusteblume), in der Peter Lustig den Menschen das Leben im Bauwagen in der Stadtnatur nahebringt, kennt jedes Kind seit 40 Jahren!

Power-Wildpflanze in der Küche und Hausapotheke

Seine vielen guten Eigenschaften haben den Löwenzahn über Jahrhunderte hinweg zum treuen Begleiter des Menschen gemacht, sei es als Lieferant wertvoller Heilmittel, als Nahrung für Mensch und Vieh oder Bienenweide. Der so zahlreich vorkommende und in seiner Erscheinung so auffällige Löwenzahn war tief im Bewusstsein unserer Vorfahren verwurzelt. Die Heilkundigen verwendeten Löwenzahn bei Gicht, rheumatischen Beschwerden, verschiedenen Hautleiden und als Schönheitsmittel. Blätter, Stängel, Blüten und die kräftige Pfahlwurzel lieferten der Volksmedizin ebenso wie den Apothekern wertvolle Arznei in Form von Destillaten, Saft, Tee, Salaten und sogar Wein.

Rezepte mit Löwenzahn

Der optimale Erntezeitpunkt für den Löwenzahn ist ab April, dabei können alle Teile der Pflanze gegessen oder als Tee getrunken werden. Junge Blätter können wir auch als Salat oder Smoothie zubereiten. Durch seinen hohen Vitamin- und Nährstoffgehalt und dank der enthaltenen Bitterstoffe wirkt er positiv, spült den Körper von innen durch, wirkt anregend auf die Verdauung, hilft bei einer gestörten Kalziumaufnahme und bringt unseren Körper in Schwung. Eine Frühjahrskur mit frischen jungen Blättern wirkt Wunder: Galle und Leber, Darm und Blutzuckerspiegel werden ausgeglichen.

Löwenzahnsirup ist eine vegane Alternative zum Honig, als Hausmittel gegen Husten, im Verkauf teuer und kostet selbstgemacht so gut wie nichts. Er schmeckt auch Kindern zu Pfannkuchen, auf Brot und zu Süßspeisen. • 80 g frische Löwenzahnblüten, 6 EL Agavendicksaft wahlweise auch regional Apfeldicksaft • 2 TL Zitronensaft, (veganes) Geliermittel • 500 ml Wasser – ergibt 500 ml . 1. Löwenzahnblüten sammeln 2. Blüten mit Wasser bedeckt in einen Topf geben. 3. Topf verschließen und aufkochen 4. Herd ausschalten und den Topf darauf stehenlassen, so dass er langsam abkühlt. 5. 24 Stunden ziehen lassen, dann erneut aufkochen und nochmals auf dem ausgeschalteten Herd zwei Stunden ziehen lassen. 6. Die Flüssigkeit durch ein Sieb in einen zweiten Topf gießen. 7. Zitronensaft, Agavendicksaft und Geliermittel einrühren und nach Packungsanleitung des Geliermittels fertigkochen. In ausgekochte Gläser heiß einfüllen.

Die jungen Blätter ergeben einen schmackhaften Salat, man kann sie aber auch wie Spinat zubereiten. Die Knospen werden als falsche Kapern eingelegt. In Notzeiten wurden die getrockneten, gerösteten Wurzeln als Kaffeeersatz getrunken.

Smoothie „König der Löwen“: 3/4 Handvoll Löwenzahn Blätter und gerne auch Blüten, eine Handvoll Feldsalat, ein Apfel, eine Birne, ein Banane, ein kleines Stück Ingwer, Ananas/Mango oder Orangensaft und Wasser zum Auffüllen. Alles in einen starken Mixer geben, eingießen und genießen!

Löwenzahn wächst auf dem Gehweg
Löwenzahn wächst auf dem Gehweg (Bild: Katja Frenz)
blühender Löwenzahn auf einer Wiese
Blühender Löwenzahn auf einer Wiese (Bild: Photokip.com via Pexels)
Löwenzahn mit fliegenden Samen
Löwenzahn mit fliegenden Samen (Bild: Photokip.com via Pexels)
Hängebirken am Wegesrand
Hängebirken am Wegesrand (Bild: Katja Frenz)
junge Hängebirke
Junge Hängebirke (Bild: Katja Frenz)
Hängebirke im Frühling
Hängebirke im Frühling (Bild: Marita Meyer)

Die Hängebirke - ein kälteresistentes Sonnengenie

Nur 77 der rund 16.000 Straßenbäume in Friedrichshain-Kreuzberg sind Birken, in ganz Berlin sind es 13.559. Damit machen dien Birken nur etwa 3 Prozent der Berliner Straßenbäume aus. Obwohl die Birke als Pionierbaum sehr anspruchslos und wachsend auf jedem Boden ist, eignet sie sich als Straßenbaum weniger, da die Baumscheiben oft zu wenig Raum für die Flachwurzler bieten. In Städten findet man sie häufig in Parks, an Gleisen, Brachen und häufig auch in Uferbereichen. Einen besonderen Birkenhain gibt es in Friedrichshain auf dem Spielplatz in der Böcklinstraße. Der Spielplatz wird in diesem Jahr neu gestaltet. Der Birkenhain bleibt bestehen.

Zur Familie der Birkengewächse gehören neben den Birken auch Erlen, Haseln und Hainbuchen. Weltweit gibt es 40 Birkenarten. Die Weißbirke finden wir hauptsächlich in Europa: von Sizilien bis über den Polarkreis hinaus nach Norwegen und Schweden, aber auch in Sibirien. In Deutschland sind nur die Hänge- und Moorbirke heimisch.

Sie ist mit bis zu 20 Metern Höhe und 15 Metern Breite in der lockeren schlanken Krone ein großer Baum, wird aber nur etwa 80 Jahre alt. Besonders in ihrer Jugend wächst sie schnell. Mit zehn Jahren ist sie schon über fünf Meter hoch. Sie verfügt über ein Herzwurzelsystem mit sehr flach streichenden Wurzeln und vielen Feinwurzeln in der obersten Bodenzone. Ihr weiß-grauer Stamm dient ihr als Sonnenschutz, ihre Borke ist an der Basis tief gefurcht und sie gilt als sehr kälteresistent.

Die Hängebirke hat eine aggressive Technik entwickelt, um sich in der Konkurrenz um das Sonnenlicht gegen andere Baumarten durchzusetzen: Die durch den Korkwarzenbesatz wie Schleifpapier wirkenden schlaff hängenden Zweiglein schleifen bei Windeinwirkung stetig und effektiv regelrechte Schneisen in die Baumkronen dicht benachbart stehender Bäume anderer Arten. Ihre Blätter treiben früh aus und ihre Früchte blühen bereits im März/April. Ihr kleiner, leichter Samen wird vom Wind in große Entfernungen getragen. Sie ist oft mehrstämmig und ihre Seitenäste sind lang überhängend.

Die Birke geht mit zahlreichen Pilzarten eine Symbiose ein. Dazu zählt auch der wunderschön gefärbte Fliegenpilz. Die Pilze leben in Gemeinschaft mit den Bäumen und unterstützen sich gegenseitig. Der Baum liefert ihnen Zuckerlösungen aus der Photosynthese und Pilze versorgen den Baum mit Bodennährstoffen wie Stickstoff. Durch ihr riesiges Geflecht im Boden lösen Pilze viel mehr Nährstoffe aus dem Boden, als es Bäume durch ihre Wurzeln können.

Die Birke ist ein Symbol für Frühling, Jugend und Fruchtbarkeit. Traditionell stellen viele Dörfer, Städte, Gaststätten oder Gartenbesitzer zum 1. Mai ein Birkenbäumchen auf. Das Symbol der Hoffnung, des Lichtes und der Liebe läutet den Frühling ein. In manchen Regionen stellt der Verehrer in der ersten Mainacht ein geschmücktes Birkenbäumchen im Garten oder auf dem Balkon der Liebsten auf. Je schöner der Schmuck des Baumes, desto größer sei die Liebe. Doch Vorsicht! Wer drei Jahre in Folge derselben Frau ein „Maierl“ schenkt, muss diese heiraten.

Lebensraum Birke – Fauna

Eine Birke dient Studien zufolge, bis zu 570 verschiedenen Insektenarten Raum zum Leben. 32 Vogelarten ernähren sich u.a. von den Birkenfrüchten und Bienen fliegen gerne die Kätzchen an.

Eine Käferart ist der Birken-Blattroller, der den vorderen Teil der Blattspreite in einen kunstvolles, tütenförmiges „Päckchen“ umbaut, in das er seine Eier ablegt. Eine auffallende spezialisierte Art ist die Große Birkenblattwespe. Die Birkenwanze kommt zwar auch an anderen Laubbäumen vor, ist aber auf Birke besonders häufig. Diese Art kann dem Menschen bei Massenflügen im Herbst gelegentlich lästig werden. Vogelarten mit einer gewissen Bindung an die Birke sind Birkenzeisig und Polar-Birkenzeisig.

Das städtische Birkensterben

Zwei Dinge mag die Birke nicht: Nasse Füße und Trockenstress. Der Klimawandel bringt beides mit sich. Winter und Frühling sind oftmals zu warm, der Niederschlag erfolgt durch extremen Starkregen und im Sommer folgen zudem wochenlange Hitze- und Trockenperioden. Die Birken können keine Reservestoffe aufbauen und einlagern und sterben langsam ab. Die Bodenbedingungen für Straßenbäume in zu kleinen Pflanzlöchern, umgeben von Asphalt, führen dazu, dass bei Regen die Wurzeln nicht durch Versickerung erreicht werden und stattdessen gleich über die versiegelten Flächen in die Kanalisation abläuft. Zudem sind die Temperaturen in der Stadt durch fehlenden Luftaustausch, aufgeheizte Straßen und Hausfassaden höher. Damit gefährden die geschwächten Bäume die Verkehrsicherheit durch abbrechende Äste und umfallende Bäume. Neben künstlicher Bewässerung und Baumpatenschaften bzw. Unterstützung durch nachbarschaftliche Gießgruppen als Erste Hilfe benötigen die Stadtbäume fürs Überleben künftig größere Pflanzlöcher und mehr unversiegelte Flächen.

Der gemeine Natter(n)kopf - Brachenliebende Stadtpflanze

Unsere Pflanze des Monats im Juni ist die Lieblingspflanze unserer Stadtnaturrangerin Janet Huber. Ihren Namen verdankt diese wunderschön blau blühende Blume ihren Griffeln, die am Ende wie Schlangenzungen gespalten sind. Zugehörig zur Familie der Raublattgewächse umfasst die Gattung der Natterköpfe ca. 65 Arten. In unseren Breitengraden sehen wir am häufigsten den wild wachsenden Gewöhnlichen oder auch Gemeinen Natternkopf, der in keiner bestäuberfreundlichen Blühwiese fehlen darf.

Die Glänzende Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) ist, wie der Name dieser Wildbiene schon besagt, auf diese Blüten spezialisiert. Diese Mauerbiene steht auf der Roten Liste unter Kategorie V „Vorwarnung“ und somit vom Aussterben bedroht, auch wenn sie bei uns noch recht häufig zu beobachten ist.

Wie auch der Natternkopf ist diese Wildbienenart vor allem auf Brachen, Ruderalflächen und in Parks beheimatet, die geeignete Niststrukturen im Mörtel, Fels- und Lehmwänden und Trockenmauern liefern. Auch Nisthilfen aus Harthölzern werden von dieser Mauerbiene akzeptiert. Werden solche Flächen bebaut, fehlt dieser spezialisierten Bienenart auch die einzige Nahrungsquelle, die Pollen des gewöhnlichen Natternkopfs. Nur selten weichen sie dann auf andere blaue Blüten zur Nektargewinnung aus. Beobachten können wir diese Wildbienenart von Juni-September, solange der Natternkopf blüht.

Der Natternkopf ist eine ein- bis zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanze, die je nach Art Wuchshöhen von bis zu einem Meter erreichen kann. Oberirdische Pflanzenteile sind meist borstig behaart. Die wechselständigen Laubblätter besitzen eine einfache Blattspreite und werden bis 10 cm lang. Die Blüten sind meistens gestielt. Die Blätter sind schmal lanzettlich und werden bis zu zehn Zentimeter lang. Sie wachsen direkt am Stängel und werden zum Stängel hin schmaler. Die Blüten wachsen an der Spitze der Pflanze in einer lockeren Traube. Zuerst sind sie rötlich-rosa und später werden sie blau. Aus den Blüten entwickeln sich Spaltfrüchte, die die Samen enthalten.

Die zwittrigen Blüten sind fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die fünf an ihrer Basis verwachsenen Kelchblätter vergrößern sich etwas bis zur Fruchtreife und neigen sich dann zusammen. Die fünf blauen, purpur- bis rosafarbenen Kronblätter sind röhrig oder glockenförmig verwachsen mit meist kurzer Kronröhre und ungleich großen Kronzipfeln. Die ungleichen Staubblätter besitzen lange, dünne Staubfäden und relativ kleine, längliche Staubbeutel. Zwei Fruchtblätter sind zu einem vierfächerigen oberständigen Fruchtknoten verwachsen. Der dünne Griffel ist oben zweiästig mit jeweils einer kleinen, kopfigen Narbe.

Die Klausenfrucht zerfällt in vier Teilfrüchte, die meist braun, gerade, eiförmig bis schmal eiförmig, warzig oder glatt sind.

Naturheilkundlich galt der Natternkopf früher als Mittel gegen Schlangenbisse. Vermutlich rührt diese Anwendung daher, dass die Blüten ein wenig an die Köpfe von Schlangen erinnern. Der Natternkopf wurde früher auch als Aphrodisiakum geschätzt. Die Wurzel des Natternkopfes wurde zum roten Färben verwendet. Er ist ein Verwandter des Boretsch und des Beinwells und hat ähnliche Heilwirkungen. Allerdings wird er in der Pflanzenheilkunde kaum eingesetzt.

Volkstümliche Namen gibt es etliche: Blaue Ochsenzunge, Blauer Natternkopf, Gemeiner Natterkopf, Gemeiner Natternkopf, Gewöhnlicher Natternkopf, Himmelbrand, Natterkopf, Starrer Hansl, Stolzer Heinrich

Unser Foto vom Gemeinen Natternkopf stammt von der „Andreasbrache“ in Friedrichshain.

Augen auf im Bezirk! Sicher gibt es noch einige weitere Standorte.

Fachliche Zuarbeit: Janet Huber / Stiftung Naturschutz Berlin

gemeiner Natternkopf blüht
Blühender gemeiner Natternkopf (Bild: Janet Huber)
Blüte der Wilden Möhre in verschiedenen Entwicklungsstadien
Blüte der Wilden Möhre in verschiedenen Entwicklungsstadien (Bild: Janet Huber)

Die Wilde Möhre – trickreiche Vorfahrin unserer heutigen Kulturmöhre?

Die auffällige und häufige Sommerblume finden wir hier in Friedrichshain-Kreuzberg auf den kleinsten Flächen: auf Brachen, an Wegrändern, Uferböschungen, auf Mittelstreifen im Straßenraum, zwischen Steinpflastern und am Rand von versiegelten Parkplätzen.

Die Wilde Möhre ist eine zweijährige Pflanze und gehört zur Familie der Doldenblütler. So ist sie eine Verwandte von vielen anderen Gewürzpflanzen wie Kümmel, Anis oder Dill. Vermutlich ist sie ein Elternteil der heute angebauten Kulturmöhre.

Sie ist bei ganz verschiedenen Insekten beliebt. Die Raupen des Schwalbenschwanzes, einer wunderschönen Schmetterlingsart, fressen sie besonders gerne.

Die wilde Möhre ist leicht zu erkennen: in der Mitte der vielen kleinen Teilblüten befindet sich eine dunkle Einzelblüte. Ein toller Trick! Sie täuscht den Insekten auf Nahrungssuche ein an ihr labendes Insekt vor und lockt so andere Bestäuber an. Ihre Dolden sind auf den Fotos gut erkennbar und sind vor und nach Ihrer Blüte zusammengerollt.

Auch für uns Menschen sind mehrere Pflanzenteile essbar:

  • Wurzeln (roh, solange nicht verholzt, Gemüse in verschiedenen Varianten)
  • Blätter (Salate, Gemüsegerichte, Würze)
  • Blüten (essbare Deko, in Teig frittieren)
  • Samen/Früchte (Gewürz)

Als Heilpflanze hilft sie bei Durchfallerkrankungen, Nieren- und Blasenleiden (harntreibend) und schützt vor schädlichen Radikalen, indem sie Carotin in Vitamin A in Form von Carotinoiden umwandelt.

Schwarzer Holunder - Die Apotheke vor der Haustür

Der schwarze Holunder (Sambucus nigra), Hollerbusch, schwarzer Flieder oder auch Ellhorn hat nicht nur viele Namen. Er ist eine der am häufigsten vorkommenden Straucharten in Mitteleuropa. In den Alpen wächst er auf einer Höhe bis zu 1.500 Metern über dem Meeresspiegel. Als robuste und widerstandsfähige (Heil-)Pflanze ist er aber auch im restlichen Europa anzutreffen – und ebenso in Westsibirien, am Kaukasus, im nördlichen Indien, in Kleinasien und in Nordafrika. Er wird bis zu 11 Meter hoch und hat als Flachwurzler ein ausgedehntes Wurzelwerk. In Friedrichshain-Kreuzberg ist er in zahlreichen Grünanlagen zu finden.

Über 60 Vogelarten und viele Insekten haben den Schwarzen Holunder zum Fressen gerne. Insektenfresser wie Mönchsgrasmücke und Grauschnäpper stellen im Spätsommer ihre Ernährung auf die kalorienreichen Holunderfrüchte um. Der Beerensaft gibt Ihnen genug Kraft für den weiten Flug Richtung Süden.

Der Holunder steht von Mai bis Juli in Blüte. Die bis zu 30 Zentimeter breiten Rispen bestehen aus einer Vielzahl an kleinen Einzelblüten. Sie entfalten einen frischen, fruchtigen Duft, der typisch für diese Strauchart ist. Ab August beginnt die Reifung der rund 6 Millimeter großen Holunderbeeren, die zu Beginn rot und im weiteren Verlauf schwarz gefärbt sind.

Sowohl die Blüten als auch die Beeren können zu Lebensmitteln wie Säfte, Gelees oder Mus verarbeitet werden. Als Heilpflanze lindert er Erkältungen, mobilisiert das Abwehr- und Herz-Kreislaufsystem.

Schon den Germanen und Kelten war der Holunder als “Apotheke vor der Haustür” heilig. Er wurde verehrt und durfte auch nicht einfach beschnitten werden. Er galt als Schutzbaum für Haus und Hof und der in ihm lebenden Göttin Holda legte man damals Opfergaben unter den “Hollerbusch”. Sie ist “Frau Holle”, uns allen aus dem Märchen bekannt.

Unser Rezepttipp im Juni: Holunderpfannkuchen.

6 Rispen Holunderblüten, 1 Ei, 50g glattes Mehl, 70ml Milch, 1TL Zucker, 1EL Vanillezucker

1 Prise Salz, Pflanzenöl zum Herausbacken, Puderzucker zum Bestreuen

  1. Die Blüten waschen, vorsichtig trocknen und abtropfen lassen.

  2. Die Eier trennen.

  3. Eiweiß steif schlagen.

  4. Mehl, Milch und Eigelb verrühren.

  5. Zucker, Vanillezucker und Salz dazugeben.

  6. Eiweiß vorsichtig unterheben.

  7. Blüten in den Teig tauchen.

  8. Pflanzenöl erhitzen und Blüten 2 bis 3 Minuten an beiden Seiten goldbraun backen.

  9. Vor dem Servieren mit Puderzucker bestreuen.

Und im August / September kochen wir aus den reifen Früchten Holundersaft!

Rezept für 500 ml Holundersaft:

1 Kilo Holunderbeeren-Dolden, 400 ml Wasser, Saft einer Zitrone

2 Töpfe und ein feines Sieb – bei zu groben Löchern zusätzlich ein Mulltuch, Passiertuch oder einen Nussmilchbeutel

keimfreie Flaschen mit Schraubdeckel oder Bügelflaschen zum Abfüllen

Der vitalstoffreiche, zuckerfreie Trunk stärkt die Immunabwehr und lindert Erkältungskrankheiten.

  1. Holunderbeeren waschen und von den Dolden streifen – z. B. mit einer Gabel und noch grüne Beeren aussortieren, da sie unbekömmlich sind.

  2. Die Beeren zusammen mit dem Wasser in einen Topf geben, kurz aufkochen und für fünf Minuten köcheln lassen.

  3. Das Sieb in den zweiten Topf hängen. Bei Bedarf mit einem Tuch oder Nussmilchbeutel auskleiden und dann den Beerenbrei durch das Sieb gießen

  4. In die keimfreien Flaschen fühlen und an einen kühlen und dunklen Ort stellen.

Holunderbeeren am Strauch
Holunderbeeren am Strauch (Bild: Katja Frenz)
Stamm einer Eibe
Stamm einer Eibe (Bild: Katja Frenz)
Früchte der Eibe
Früchte der Eibe (Bild: Katja Frenz)

Die Eibe - hochgiftige Ureinwohnerin

Die Eibe (Taxus baccata) ist die eigenartigste unter den einheimischen Nadelbaumarten. Sie erreicht mit bis zu 3000 Jahren das höchste Alter und ist die schattenverträglichste unter allen einheimischen Baumarten. Sie wird allerdings oft älter eingestuft, als sie tatsächlich ist, weil ältere Eiben sogenannte “Scheinstämme” bilden. Dabei wächst sie extrem langsam: nur ein bis drei Zentimeter im Jahr. Sie erreicht eine Höhe von bis zu 20 Metern mit einer Stammdicke von einem Meter.

Beliebtes Holz

Heute ist sie wegen jahrhundertelanger Übernutzung auf der Roten Liste der gefährdeten Arten, obwohl sie vielfältige Überlebensstrategien entwickelt, um mit den wesentlich höheren Buchen, Fichten und Tannen konkurrieren zu können. Sie verträgt nicht nur mehr Schatten als alle anderen Bäume in Mitteleuropa, sie kann auch aus einem gefällten oder abgebrochenen Stamm neu austreiben.

Eibenholz zählt zu den härtesten und schwersten Holzarten und ist sehr dauerhaft Im Mittelalter wurde Eibenholz zum Bau von Waffen, etwa zum Bogenbau, eingesetzt. Das rare Holz wird heute für Drechslerarbeiten, Möbelbau und für die Herstellung von Musikinstrumenten verwendet.

Giftige Pflanze

Früchte tragen die weiblichen Eiben. Sie sind giftig für Mensch und Haustiere, aber wertvolle Nahrung für Wintervögel. Anders als andere Nadelbäumen bildet die Eibe keine Zapfen oder Harzgallen aus. Sie ist zweihäusig: Es gibt männliche und weibliche Eiben, wobei nur die weiblichen Pflanzen die kleinen roten Früchte tragen. Alles an der Eibe ist hochgiftig, bis auf das rote Fruchtfleisch des Samenmantels (Arillus), der schwarze Samen innen wiederum schon. Die Giftigkeit der Eibe war schon im Altertum bekannt. So stellten die Kelten aus dem Sud gekochter Eibennadeln ein wirksames Pfeilgift her. Das giftige Taxin kann ein Pferd zu töten. Wiederkäuendes Wild hingegen hat eine Vorliebe für die Eibe und verträgt sie in Maßen.

Futterpflanze und Naturdenkmal in Kreuzberg

Die immergrüne Eibe ist eine wichtige Futterpflanze für unsere heimischen Vögel im Herbst und Winter, wenn die Insekten zurückgehen: Samenverbreiter wie Amseln, Drosseln, Star verdauen nur das Fruchtfleisch, scheiden Samen wieder aus und verbreiten so den Samen. Vögel, die die Samen fressen sind beispielsweise Grünfink, Kernbeißer und einige Spechtarten.

Eine wunderschön gewachsene Eibe, die als schützenswertes Naturdenkmal ausgewiesen ist, finden Spaziergänger*innen nahe dem Mariannenplatz in unserem Bezirk südseitig der Spree in der Wrangelstraße 137, im „Vorgarten“ der Nürtingen Grundschule. Diese Gewöhnliche Eibe ist mit ihren angegebenen 72 Jahren noch eine echte „Schülerin“!

Fachliche Zuarbeit: Kristina Roth / Stiftung Naturschutz Berlin

Mausohrhabichtskraut - gerettet und umgesiedelt

Die Habichtskräuter (Hieracium) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Korbblütler (Asteraceae). Die Gattung umfasst sehr viele Arten mit zahlreichen Unterarten, die teilweise sehr schwer zu bestimmen sind. Durch unterschiedliche Fortpflanzungs- und Kreuzungsmöglichkeiten ist auch die Einordnung schwierig.

Je nach zugrunde gelegtem Artbegriff gibt es etwa 850 bis 1.000 unterschiedliche Arten. Habichtskräuter finden sich in Europa, Nordasien wie auch in Amerika. In Deutschland kommen davon etwa 180 Arten vor. In unserem Bezirk haben wir nun das sehr seltene Gabelästige Mausohrhabichtskraut entdeckt. Auf der gleichen Fläche wächst auch das in Berlin vom Aussterben bedrohte Ungarische Mausohrhabichtskraut. Seine Herkunft liegt in Ost- und Südosteuropa und es bevorzugt milde Lagen vorrangig im mittel- und süddeutschen Raum und den Tälern der östlichen Alpen.

Das griechische Wort „hierax“ bezeichnet einen Habicht oder Falken und bezieht sich vermutlich auf die Enden der Zungenblüten, die Habichtschwingen ähneln. Auch sollen die Kräuter auf hohen Felsen wachsen, die nur für Habichte erreichbar sind.

Rettungsaktion auf einer bald bebauten Brache in Friedrichshain

Eine Aufgabe der StadtnaturRangerinnen ist es, besondere und seltene Pflanzenarten zu retten. Da auf Teilen einer Brachfläche in Friedrichshain bauvorbereitende Maßnahmen durchgeführt werden sollen, nahmen die StadtnaturRangerinnen die Fläche genauer unter die Lupe. Sie entdeckten dabei die hier von Bebauung gefährdeten Mausohrhabichtskräuter.

Die Bestimmung von Habichtskräutern ist sehr kompliziert und häufig nur durch Expert*innen möglich, weil sich die verschiedenen Arten nur durch minimale Merkmale voneinander unterscheiden. Diese bestätigten die Funde.

In guter Abstimmung mit dem Eigentümer der Fläche wurden die Pflanzen von unseren Stadtnatur-Rangerinnen gesichert und in den Botanischen Garten in Steglitz gebracht. Dort werden sie nun erhalten und vermehrt. Vielleicht können sie nach Fertigstellung der Bauten ja sogar als Dachbegrünung auf dem neuen Gebäude ausgepflanzt werden. Es ist auf jeden Fall sehr erfreulich, dass selbst mitten im Innenstadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg Beiträge für das spannende Projekt zum Erhalt der biologischen Vielfalt geleistet werden können.

Wer sich gerne in diesem Bereich engagieren möchte, kann sich beim Projekt “Urbanität und Vielfalt” einbringen. Bürger*innen helfen dort bei der praktischen Vermehrung indem sie seltene Pflanzen im Blumenkasten, auf dem Balkon, im Garten oder auf Archeflächen auspflanzen.

Mehr Infos zu diesem Projekt unter: https://urbanitaetundvielfalt.de/

Fachliche Zuarbeit: Janet Huber / Stiftung Naturschutz Berlin

mehrere Töpfe mit Mausohrhabichtskraut
Mehrere Töpfe mit Mausohrhabichtskraut (Bild: Janet Huber)
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